Kann der Verdacht des Kinderarztes auf eine akute Bindarmentzündung (Appendicitis) nicht sicher ausgeräumt werden, muss eine Beobachtung im Krankenhaus erfolgen. Wird der Verdacht bestätigt, erfolgt am gleichen Tag die Operation. Ansonsten werden Kontrolluntersuchungen in den nächsten Stunden durchgeführt, die dann erforderlichenfalls ebenfalls zur Operation führen.
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. In der Regel wird ein relativ kleiner Schnitt im rechten Unterbauch angelegt und der Wurmfortsatz entfernt. In ca. 1 - 2 % findet sich ein angeborenes Anhängsel im unteren Dünndarm (sog. Meckel'sches Divertikel). Wenn dies vorhanden ist, wird es in der gleichen Operation entfernt.
Heutzutage ist die Operation auch endoskopisch durchführbar. Beide Wege sind gleichberechtigt, da sich weder für die eine, noch für die andere Methode eindeutige Vorteile herausgestellt haben.
In unserem Hause bevorzugen wir bei kleinen Kindern die offene Operation, da bei diesen die endoskopische Operation besondere Gefahren birgt und der kleine Hautschnitt kosmetisch ohne weiteres mit den Zugängen des endoskopischen Verfahrens konkurrieren kann. Bei schon älteren Mädchen, insbesondere wenn die Regelblutung bereits vorhanden und das Krankheitsbild nicht wirklich eindeutig ist, bevorzugen wir das endoskopische Vorgehen, da hiermit eine vollständige Begutachtung des gesamten Unterbauches einschließlich der inneren Geschlechtsorgane (Gebärmutter und Eierstöcke) möglich ist.
So können auch andere Ursachen für Bauchschmerzen erkannt werden, falls sich in der Operation der Blinddarm als unauffällig herausstellt.
Durch die Entzündung und die Operation kommt es nach dem Eingriff zu einer vorübergehenden Verminderung der Darmtätigkeit. Daher werden je nach Ausprägung der Entzündung für einige Tage nach der Operation Infusionen verordnet und der Nahrungsaufbau vorsichtig durchgeführt. Je nach Befund während der Operation und körperlicher Erholung kann das Kind wenige Tage nach der Operation aus der Klinik entlassen werden.
Auch bei dieser Operation sind Komplikationen nicht ausgeschlossen. Neben den üblichen Operationsrisiken wie Wundinfektion und Nachblutung, kann es zu einer erneuten Eiterbildung im Lager des Wurmfortsatzes kommen (Abszess), die zu einer weiteren Operation zwingen kann. In etwa 2 % der Fälle kommt es auch noch nach Jahren durch Verwachsungen, die nach der Operation entstehen können, zum Darmverschluss. Dieser muss meist wieder operiert werden. Daher legen wir strenge Maßstäbe an die Operationsentscheidung.