Harnsteine kann man von außen zertrümmern. Dabei werden Stoßwellen eingesetzt, die den Stein in spontan abgangsfähige Fragmente zerkleinern. Diese stark fokussierten Stoß- bzw. Druckwellen werden außerhalb des Körpers erzeugt und treffen durch das Gewebe hindurch genau auf den Stein. Dadurch zerfällt der Stein, die Reste gehen ab. Ein Hautschnitt ist weder für die Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) noch für die eventuelle Einlage einer Harnleiterschiene notwendig. Diese ESWL-Behandlung kann in der Regel ohne Narkose unter Gabe von Schmerzmitteln durchgeführt werden.
Die Einführung der Extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) in den frühen 80er Jahren - die erste ESWL-Therapie erfolgte im Februar 1980 in München - führte zu einer Revolution im Behandlungsmanagement der Harnsteine. Plötzlich wurden viele Steinoperationen überflüssig, eine minimalinvasive, nebenwirkungsarme Therapie wurde Standard. Die Behandlungsmethode wurde 1980 erstmals von Ärzten des Universitätsklinikums Großhadern (München, Deutschland) und Ingenieuren und Technikern der Firma Dornier System (Friedrichshafen, Deutschland) erfolgreich durchgeführt.
Wie erfolgreich die ESWL ist, hängt von der Effizienz des Lithotripters, von der Steingröße, der Steinlage, der Härte des Steins und selbstverständlich der Erfahrung des Therapeuten ab.
Als Indikationen für die ESWL gelten Harnsteine mit einem Durchmesser = 2 cm oder multiple kleine Steine bis zu einem Gesamtsteinvolumen von 5 cm³. Die ESWL erreicht Steinfreiheitsraten von 90% bei Konkrementen = 1 cm. Die ESWL kann grundsätzlich als ein komplikationsarmes und sehr sicheres Behandlungsverfahren angesehen werden. Die häufigste Komplikation ist eine durch abgehende Steinfragmente auftretende Ureterobstruktion mit einer daraus entstehenden Harnstauungsniere und Koliken. Bei etwas größeren Steinen mit einem Durchmesser > 2 cm empfehlen die Ärzte des Klinikums Leverkusen vor dem Eingriff eine Harnleiterschienung, um den Abgang zu erleichtern. Grundsätzlich gilt: Je größer der Stein, desto niedriger die Wirksamkeit der ESWL und desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholungsbehandlung.
Während die ersten Geräte (Dornier HM 3) noch eine mit Wasser gefüllte Wanne hatten, in der der Patient lag, ähneln die modernen Geräte nun einem Röntgengerät. Der Patient liegt auf einem beweglichen Tisch und wird an den Koppelbalg oder dieser an den Patienten herangefahren. Er besteht aus dem Stoßwellengenerator mit einer wassergefüllten Silikonhülle (der sogenannten „Blase“) und wird leicht an den Körper des Patienten gepresst, um einen guten Kontakt zum Körper herzustellen. Dazu wird zusätzlich noch ein wasserhaltiges Gel zwischen die Oberfläche des Koppelbalges und die Haut gebracht, um einen problemlosen Übertritt der Stoßwelle zu gewährleisten. Während der Behandlung erfasst der Therapeut die Lage des Steines und korrigiert die Position des Patienten, falls sich der Stein während der Stoßwellenbehandlung in der Niere leicht verschiebt. Somit ist sichergestellt, dass sich der Stein immer im Stoßwellenzentrum befindet und umgebendes Gewebe geschont wird. Weltweit sind mehr als 3000 Lithotripter im Einsatz. Pro Jahr finden in Deutschland rund 22.000 ESWL-Behandlungen statt.